Sonntag, 26. Juni 2011

Reisen

Ich bin auf Reisen.

Gleise, Kaffeeautomaten, Blicke umher zwischen Rolltreppen und Geschäften bin ich zwischen zwei Leben, die etwas mit mir zutun haben müssen, steht doch mein Name am Koffer, ein undeutlicher, unsicherer Schriftzug. Jetzt sind es nur Stunden, doch genauer gefühlt bin ich seit ewig unterwegs, seit ich glaubte, mich suchen, ja, finden zu können, irgendwo. An einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit, vielleicht morgen, später, morgen.

Es wird jetzt klarer, es zeichnet sich langsam ab, unsicher, kraklig - dass ich wohl von mir selbst fortgegangen bin.

Lange vor Abfahrt, da muss ich gelebt haben, naiv, freundlich, voller Traum und ich schrieb Briefe und blieb bis in die Morgenstunden wach, ich hatte einen Wunsch, war diszipliniert und voll Freude, manchmal, voll Traurigkeit, manchmal, voll Leben, immer, und ich liebte. Einfach so.

Vielleicht bin ich des Wartens nur müde, vielleicht waren diese Tage auch trüb. Aber sie vergingen, wie ich in ihnen verging, ohne davon zu wissen. Ich hatte Grund, Tagebücher voll von Unsinn zu schreiben, aufzustehen, dieses Unsinns wegen, jeden Morgen wieder. Vielleicht war das Gnade, dieses leuchtende, kleinere Leben? Wie es auch jetzt Gnade ist, dieser winzige Ort im Nirgendwo, zwischen zwei Gleisen, Orten, Welten. Wo man nicht bleiben kann, wie man nirgendwo bleiben kann.

Und auch zurückgehen kann man nicht. Sicher, ich kann zum Automaten laufen, mir eine Rückfahrkarte kaufen, mit Bonusprogramm und Platzreservierung. Ich kann mir den gleichen Platz aussuchen wie zur Hinfahrt, die selbe Musik hören, alles gleich, und es ist doch nie mehr gleich. Denn, woher man kommt, dort haben sich alle Aufgaben aufgelöst, man kann sie nicht nachholen.

Ich bin also auf Reisen, und ich weiß nicht mehr, wohin. Ich war hier und dort, allein, zu zweit, allein. Allein. Und war ich zu zweit, dann war wenigstens einer von uns nicht wirklich da, hat sich vergessen, aufgelöst.

An welchem Bahnhof stehe ich? Wo habe ich mich verloren? Haben Bahnhöfe ein Fundbüro für die, die sich selbst aus den Augen verlieren? Die sich selbst nicht abholen, ausversehen?

Samstag, 4. Juni 2011

trotz alledem

So trat ich in mich ein
und es traf mich:
Trotz alledem -
Ich kann lieben.
Leicht.
Da wurde es leicht.