Montag, 16. Juni 2014

Dunkelblaue Augen


Zwei dunkelblaue Augen,
meine Augen,
sehen in den Himmel
und erblicken sich selbst.
Ich spiegle mich in dir.

Wenn sie die Sonne entdecken
und ich zu weinen beginne,
dann nicht,
weil du weg bist.
Sondern weil du da bist,
wo ich dich nicht mehr erreichen kann.

Doch du bist immer noch da.
Du bist für immer bei mir.

Wie viele Male hast du mir zugezwinkert,

wie oft hast du gelacht?
Wie oft hättest du es noch getan?
Ich werde dich nie mehr lachen sehen.
Damals hast du mir eine Puppenstube gebaut,
als ich mit vier Jahren operiert wurde.
So eine richtig bunte mit Terrasse.

Ich dachte, es würde uns nie treffen.

Du hattest soviel Geduld mit uns,
du hast nie etwas Böses gesagt.
Du warst so stark. 
Doch ich bin jetzt schwach.

Du warst selbstverständlich da.
Du warst doch immer da.
Doch plötzlich warst du weg.

Ich dachte, unser Glück sei ewig.

Weißt du noch,
als du mir Fahrradfahren beigebracht hast?
Als wir zusammen am Keyboard saßen?
Oder als wir im Winter mit unserem Hundegespann übers Feld gefahren sind?

Ich dachte, es gäbe noch viele solcher Tage.

Und am letzten Tag,
hast du mich an den Bus gebracht.
Du wolltest mit dem Fahrrad auf Arbeit fahren.
Aber du bist nie zurückgekommen.




Uns wurde gesagt: "Papa kommt nicht wieder".


Es tut weh,
wenn ich daran denke,
dass auf meinem Zeugnis nur bis zur dritten Klasse von dir unterschrieben ist.
Ich könnte schreien,
wenn ich höre, wie andere über ihre Väter sprechen.

Ich will dich zurück!

Ich möchte dich so gerne noch einmal umarmen,
auch wenn du dich nicht rasiert hättest
oder nach Knoblauch riechen würdest.
Manchmal war das so.

Ich würde nur noch einmal so gerne sagen: "Ich hab dich lieb".
Und ich würde so gerne wissen,
ob du stolz auf mich bist.


J. Fürst, 2001